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Wirkungsspektrum von Desinfektionsmittel:

Mit folgenden Fachbegriffen wird die mikrobizide (keimabtötende) Wirkung eines Desinfektionsmittels beschrieben:

  • bakterizid = Abtötung von Bakterien
  • bakteriostatisch = Wachstumshemmung von Bakterien
  • fungizid = Abtötung von Pilzen
  • fungistatisch = Wachstumshemmung von Pilzen
  • (begrenzt) viruzid* = virusinaktivierend (=Zerstörung von Viren)
  • sporizid = Abtötung von Sporen

* „Viruzid“ = wirksam gegen alle behüllten und unbehüllten Viren, „Begrenzt viruzid“ = wirksam gegen alle behüllten Viren

Wirkstoffe

In der folgenden auflistung werden die wichtigsten desinfizierenden Wirkstoffe beschrieben.
Häufig werden Kombinationen der verschiedenen Wirkstoffe eingesetzt, um einen möglichst breiten Wirkungsbereich abzudecken.

1. Aldehyde:

  • Wirkstoff: Formaldehyd, Glutaraldehyd, Glyoxal
  • Wirkungsspektrum: praktisch lückenlos
  • Anwendungsgebiete: Flächen, Instrumente
  • Vorteile: biologisch abbaubar niedrige Einsatz-konzentration
  • Nachteile: geruchsbelästigend allergisierend

Die wichtigsten Aldehyde:
Formaldehyd, Glutaraldehyd.

positiv
  • proteinverhärtend (denaturierend)
  • breite Wirkungsspecktum
  • viruswirksam (auch gegen Hepatitisviren)
  • bakteriensporenwirksam
  • gut Materialverträglichkeit
negativ
  • hoher Eiweißfehler
  • keine nachhaltige Wirkung (leicht flüchtig)
  • stechend, unangenehmer Geruch
  • stark Toxisch
  • schleimhautreizend

2. Alkohole:

  • Wirkstoff: Ethanol, n-Propanol, Isopropanol
  • Wirkungsspektrum: bakterizid, fungizid, teilweise viruzid
  • Anwendungsgebiete: Hände, Flächen
  • Vorteile: schneller Wirkungseintritt biologisch abbaubar rasche Trocknung
  • meist gute Material-verträglichkeit
  • Nachteile: Brand- und Explosionsgefahr bei Desinfektion großer Flächen hautentfettend

Die wichtigsten Alkohole für Desinfektion sind:
Ethanol 70%, Isopropanol 60%, Propanol 50%.

positiv
  • wirkt durch Proteinoagulation
  • sehr kurze Einwirkzeit
  • schnelle Trocknung (Verdunstet)
  • breites Wirkungsspektrum
negativ
  • brennbar
  • keine Wirkung gegen Sporen
  • nur in hohen Konzentrationen wirksam
  • umweltverträglich, schnell biologisch Abbaubar

3. Quartäre Ammoniumverbindungen:

  • Wirkstoff: (QUATs, QAVs)
  • Wirkungsspektrum: je nach Wirkstoff bakterizid, fungizid
  • Anwendungsgebiete: Instrumente, Hände
  • Vorteile: Langzeit wirkungm geruchslos
  • Nachteile: empfindlich bei Kombination mit anionischen Tensiden (Seifenfehler)

Amoniumverbindung (Quats, Qav)
Methylchlorid, Benzylchlorid, Dimethylsulfat, oder Ethylenoxid hergestellt.

positiv
  • Auch reinigende Wirkung (Fett, Öl)
  • Wirkung bereits bei geringer
    Konzentration
  • Geruchsarm
  • gute Hautverträglichkeit
  • geringe Toxität Wirkung
  • gut wasserlöslich
  • gute Umweltverträglichkeit
negativ
  • keine Wirkung bei Mikrobakterien (Tuberkulose)
  • keine Wirkung bei Bakteriensporen
  • gegen Pilze hohe Konzentration erforderlich
  • geringe Wirkung gegen gramnegative Bakterien
  • harte Wasser und Eisenionen reduzieren die Wirkung
  • Eiweißfehler
  • Wirkung wird von anionische Tenside aufgehoben
  • Im sauren Bereich ab pH- Wert 3 wirkungslos

4. Halogene (Chlor, Jod, Brom, Fluor):

  • Wirkstoff: Natriumhypochlorit, PVP-Jod
  • Wirkungsspektrum: praktisch lückenlos
  • Anwendungsgebiete: Instrumente, Hände, (Schleimhaut)
  • Vorteile: schneller Wirkungseintritt
  • Nachteile: biologisch schwer abbaubar korrosiv gegenüber Metallen schleimhautreizend

Die wichtigsten Substanzen sind:
Natriumhyperchlorid als Chlorabspaltende Verbindungen sind Chlorkalk und Chlorisocansäure.

Positiv
  • breites Wirkspektrum
  • wirken gegen Sporen und Viren
  • kurze Einwirkzeit
negativ
  • Gefahr falscher Anwendung (zusammen mit Säuren)
  • Hoher Eiweißfehler
  • Hohe Umweltbelastung
  • Geringe Materialoberflächenverträglich

5. Perverbindungen:

  • Wirkstoff: Wasserstoffperoxid, Peressigsäure
  • Wirkungsspektrum: praktisch lückenlos
  • Anwendungsgebiete: Instrumente, Schleimhaut, Wasser
  • Vorteile: schneller Wirkungseintritt biologisch abbaubar
  • Nachteile: instabil

Die wichtigsten Substanzen sind:
Wasserstoffperoxyd, Perborbarat, Peressigsäure, Perameisensäure, Perproipionsäure,

positiv
  • wirkt durch Zerstörung (Oxydation) der Keime
  • breites Wirkspektrum
  • wirkt auch gegen Viren, Bazillenund Pilzsporen
  • kurze Einwirkzeit
  • geringe Toxität
negativ
  • Korrosionsgefahr bei Metalloberflächen
  • Unangenehmer Geruch
  • Geringe Stabilität der Gebrauchslösung

6. Phenole und Phenolderivate:

  • Wirkstoff: quatenere Amoniumverbindung
  • Wirkungsspektrum: bakterizid, teilweise viruzid
  • Anwendungsgebiete: Flächen, Instrumente
  • Vorteile: geringer Eiweißfehler gute Reinigungswirkung
  • Nachteile: biologisch schwer abbaubar gesundheitsschädlich
positiv
  • wirken durch Proteinkoagulation
  • breites Wirkungsspektrum
  • rasch Wirkung
  • geringe Eiweiß- und Seifenfehler
negativ
  • unangenehmer Geruch
  • sehr toxisch
  • ökologisch bedenklich
  • schwache Wirkung gegen Sporen und Viren